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Heterotopie und Tabu - Eine Untersuchung der gesellschaftlichen Meinung über die Selbsttötung

Die Gesellschaft konnotiert den Suizid ihrer Mitglieder negativ. Weshalb ist das so? Eine philosophische Betrachtung des Suizids aus gesellschaftlicher und individueller Perspektive.

Published onNov 22, 2022
Heterotopie und Tabu - Eine Untersuchung der gesellschaftlichen Meinung über die Selbsttötung
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Abstract

Diese Arbeit Versucht die Frage: Weshalb ist Suizid gesellschaftlich negativ konnotiert? zu beantworten. Denn der Suizid als Möglichkeit das eigene Leben zu beenden findet selten bis gar nicht im gesellschaftlichen Diskurs statt und auch die politische Debatte ist bei diesem Thema ausschließlich eine Vermeidungsdebatte. Selbst Karlsruher Gerichtsurteile zur Akzeptanz von Suizidwünschen werden nicht umgesetzt.

Zur Beantwortung der Frage wird das Phänomen des Suizids in seiner historischen und gegenwärtigen Erscheinung unter soziologisch-psychoanalytischer Perspektive untersucht. Das bedeutet, dass die historische Perspektive auf den Suizid mit der gegenwärtigen in Korrespondenz gebracht wird, um damit das Phänomen der historisch konstanten Negativkonnotation von Suizid aufzuzeigen. Als Erklärungsmodell fungieren dabei aus psychoanalytischer Perspektive das freudsche Tabu- und aus soziologischer das foucaultsche Heterotopiekonzept.

Inhaltlich wird ein historisch-exemplarischer Abriss von Meinungen über den Suizid, von der Antike, übers Mittelalter bis ins jetzige Jahrhundert gegeben, um so den Ursprung der Negativkonnotation zu erörtern. Es wird deutlich, dass der Suizid nur unter bestimmten Bedingungen gestattet wird und auch dann noch problematisch ist. Jedes Mitglied der Gesellschaft das sich dem Suizid nahe fühlt, wird von eben dieser in die gedankliche Heterotopie, d. h. an ihren Rand verstoßen. Dieses Verhalten findet seinen Grund im gesellschaftliche Suizid-Tabu, welches bis in die Antike zurückverfolgt wird. So schützt sich die Gesellschaft selbst, sie sondert ihre andersartigen Bestandteile aus. Allerdings erklärt das nicht den Ursprung des Tabus. Er liegt viel mehr im Individuum. Der persönliche Wert, den das einzelne Leben durch leben gewinnt, ist der zugrundeliegende Grund des Zurückschreckens vor dem Suizid. Die individuelle Verdrängung der eigenen Ängste errichtet als gesamtgesellschaftliches Verhalten den Korpus des Tabus, welcher wiederum die gesellschaftliche Reaktion der Heterotopie gegenüber der einzelnen Gesellschaftsmitglieder fordert und fördert.

An diese Arbeit könnte eine Untersuchung anschließen, die die Meinungen nicht westlicher, bzw. nicht christlicher Gesellschaften – zum Beispiel der japanischen – bezüglich des Suizids näher beleuchtet.

Leben im Jetzt

Der Mensch als Lebewesen ist begrenzt durch seine eigene Sterblichkeit. So ist jedes Fragen nach dem Leben auch immer ein Fragen nach dem Tod und umgekehrt. Die Geburt und der Tod schlagen die äußersten Grenzpfähle des Daseins ein. Sie bedingen das Handeln und das Leben der Menschheit überhaupt, denn nur in diesem Rahmen ist aktives Handeln, ist die Betätigung des eigenen Selbst möglich. Die eigenen Handlungen jedes einzelnen Menschen finden dabei jedoch nicht im leeren Raum statt, sondern an einem konkreten Ort und während einer bestimmten Zeit. Die Zeitlichkeit jeder Handlung ist immer jetzt, nicht gestern oder morgen. Der Ort der Handlung ist die physische Welt. Ursprünglich mal dem Menschen entgegenstehende Natur, heute – und schon seit geraumer Zeit – ist es eine Kulturlandschaft, eine menschengeschaffene, künstliche Umgebung. Die menschengeschaffene Umgebung verweist auf die Lebensform der Menschheit. Sie lebt nicht autark für sich, sondern ist immer in menschliche Beziehungen eingebunden. Aus dieser Eingebundenheit in die Beziehung mit anderen Menschen ergeben sich im Kleinen die Gemeinschaften. Über sie erheben sich in diversen Stufen immer größere und mehr Gemeinschaften umfassende Gesellschaften. Das Leben der einzelnen Menschen ist also in strukturgebende Grenzen eingepfercht, die nicht einfach übertreten und verlassen werden können. Die selbstgewählte Loslösung, das selbstgewählte Sterben ist die einzige Möglichkeit sich aus allen lebenskonstituierenden Bestimmungen und Grenzen zu lösen. (Auch ein Einsiedler ist nur deshalb Einsiedler, weil er versucht außerhalb der Gesellschaften zu stehen.) Allerdings ist diese Art des Sterbens gesellschaftlich nicht grundsätzlich positiv konnotiert. Es scheint viel mehr das Gegenteil der Fall zu sein. Dieser Essay verfolgt die sich daraus ergebende Frage: Wieso konnotiert die Gesellschaft den Suizid negativ?

Hierfür wird zuerst nachgewiesen, woran sich diese Meinung der Gesellschaft festmachen lässt, gefolgt von einer Beschreibung der Auswirkungen, die diese Meinung auf Teile der Gesellschaft selbst hat. Daran anschließend wird mit dem Begriff des Tabus die genauere Beziehung der Menschen zum Suizid untersucht. Die nachfolgende Untersuchung der antiken und römischen Meinungen über den Suizid soll den Ursprung des Tabus aufdecken, um zum Schluss, mit eine Blick auf die gesellschaftlich respektierten Ausnahmen des Tabus, die Frage zu beantworten, wieso über den Suizid überhaupt negative Meinungen existieren.

An dieser Stelle erscheint es mir notwendig darauf hinzuweisen, dass dieser Text den Suizid als individuelles und gesellschaftliches Phänomen so neutral wie möglich zu betrachten sucht, im Wissen, dass tatsächliche Neutralität nicht möglich ist. Das hat zur Folge, dass einige Passagen den Suizid und die Entscheidung für den Suizid positiv zu bewerten scheinen; das ist hier ausdrücklich nicht die Absicht! Aber um die gesellschaftliche Reaktion auf die persönlichste und lebensbeeinflussenste aller Entscheidungen zu verstehen, ist es notwendig diese Entscheidung offen zu betrachten. Ebenso verhält es sich mit der gesellschaftlichen Reaktion auf den Suizid. Sie muss nüchtern und kühl betrachtet werden, als gesellschaftlicher Mechanismus, der sich durch die Subjekte äußert und auf die Subjekte zurückwirkt. Allerdings liegt in jeder Analyse bestehender Zustände auch immer schon eine Kritik. Es gilt daher die Kritik am gesellschaftlichen Umgang – soweit sie denn in diesem Text enthalten ist – nicht als positive Bewertung des Suizids zu verstehen, sondern bloß als das was sie ist, nämlich Kritik am Bestehenden und damit ein Versuch das Bestehende für alle Mitglieder der Gesellschaft verständlicher und einfacher handhabbar zu machen.

Die Selbsttötung in den Augen der Mehrheitsgesellschaft

Die europäisch-amerikanische Gesellschaft, umgangssprachlich westliche Gesellschaft genannt, zu welcher ich gehöre, begegnet der Selbsttötung ihrer Mitglieder nicht mit offenen Armen. Eine der geläufigsten Bezeichnungen für das Beenden des eigenen Lebens: „Selbstmord“ spricht bereits Bände über die, vielleicht unbewusste, Meinung zum Suizid. Die Begrifflichkeit des ‚Mordes‘ „legt historisch nahe, es handle sich um ein Verbrechen an der eigenen Person.“1 Daher werde ich mich auch eher an den beschreibenden Term der Selbsttötung,2 oder den scheinbar objektiven, aber verhüllenden Term des Suizids,3 halten. Aber woran, außer an begrifflichen Genauigkeiten, kann nun der Umgang und die Haltung der Gesellschaft bezogen auf die Thematik des Suizids festgemacht werden? Ein Blick auf dasjenige Staatsorgan, welches das gesellschaftliche Zusammenleben in diesem Land gesetzlich regelt, soll hier Abhilfe schaffen: der Bundestag. 2015 schuf er mit großer Mehrheit, „eine gesetzliche Basis für die Unrechtmäßigkeit der Hilfe zum Suizid.“4 Zwar war das kein Verbot der Selbsttötung, aber die negative Konnotation des Suizids, die die Volksvertreter:innen in ihrer Entscheidung äußerten, ist deutlich.5 Die Konnotation der Gesellschaft gegenüber dem Suizid wird auch noch in anderen Bereichen des öffentlichen Lebens deutlich. Wann immer über ihn berichtet wird, seien es auch nur über Themen, die ihn betreffen, werden Websites oder Telefonnummern und Ansprechstationen für die Seelsorge und Suizidprävention genannt, sodass die bloße Nachricht vom Suizid eines Menschen nicht alleinsteht, sondern immer in ein Umfeld der Prävention eingebettet ist. Die damit vermittelte Botschaft ist: Die Selbsttötung ist unbedingt zu verhindern.6

Mit dieser Botschaft wird der Suizid als Möglichkeit des Sterbens unter all den anderen hervorgehoben. Zwar wird auch vor anderen Arten des Sterbens gewarnt, z. B. mit Warnschildern vor gefährlichen Orten, mit Schreckensbildern auf Zigarettenpackungen vor Krebs oder Plakaten an der Autobahn vor der Handynutzung am Steuer, aber vor dem Suizid wird in dem Sinne nicht gewarnt, sondern, da er das eigens gewählte Ableben betrifft, soll vor ihm behütet werden. Die Gesellschaft möchte ihre Mitglieder vor sich selbst beschützen. Demnach liegt der Unterschied zwischen der Selbsttötung und den anderen Arten zu sterben, vor denen in der Öffentlichkeit gewarnt wird im „Selbst“, denn es „drückt die Freiheit aus, die das Dasein dieser Freiheit vernichtet“7. Das bedeutet die Warnungen und die Präventionsverweise haben grundverschiedene Aufgaben. Die Warnungen vor Todesgefahren sollen Menschen generell dabei unterstützen Gefahren zu erkennen und zu vermeiden. Die Präventionsmaßnahmen sprechen hingegen diejenigen an, die sich der Selbsttötung nahe fühlen und haben zur Aufgabe das Selbst vor der eigenen, absichtlichen Vernichtung zu bewahren. Diese Sonderung der Selbsttötung gegenüber allen anderen Arten des Sterbens hebt ihre negative Konnotation in der Gesellschaft hervor. Aus der Perspektive von jemandem der oder die den Gedanken der Selbsttötung ernsthaft mit sich trägt, wird die immer wiederkehrende Absage an den Suizid, so freundlich sie auch formuliert wird, zu einer immer wiederkehrenden Absage an die eigenen, persönlichen Gedanken über das eigene Leben. Die öffentliche Gesellschaft greift hier tief in die persönlichen Belange ihrer Mitglieder und vermittelt ihnen, dass ihre Entscheidung oder zumindest die in Betracht gezogene Möglichkeit der Selbsttötung nicht gewollt ist. Sie stehen einem immer wiederkehrenden Apell gegenüber: „Du benötigst Hilfe, denn das was du als Möglichkeit für dich siehst, das ist in Wahrheit gar keine Möglichkeit, sondern zu verhinderndes Verhalten.“ Damit wird die Selbsttötung als Möglichkeit des Menschen aus der Mitte der Gesellschaft an ihre Ränder verdrängt, da sie so vollkommen anders ist als die übrigen Belange einer Gesellschaft.

Der Suizid – eine gesellschaftliche Heterotopie

Michel Foucault hat für diese Räume, die in der Alltagsgesellschaft keinen ausgesprochenen Ort haben, den Begriff der Heterotopie geprägt. Er bezeichnet diese Gegenräume als die „vollkommen anderen Räume“8 und beschreibt sie in einem Radiovortrag von 1966 mit fünf Grundsätzen. Demnach sind Heterotopien in jeder Gesellschaft als Konstante zu finden. Die jeweiligen Heterotopien sind allerdings nicht in Stein gemeißelt, sondern Gesellschaften können sein nach Bedarf schaffen und wieder auflösen. Außerdem vereinigen die Heterotopien in sich eigentlich unvereinbare Räume, d. h. ansonsten unauflösbare gesellschaftliche Gegensätze finden hier ihre Auflösung. Das bedeutet, dass Heterotopien häufig zeitliche Brüche in sich aufnehmen. Und zuletzt verfügen die räumlichen Heterotopien über ein System der Öffnung und Abschließung gegenüber dem Rest der gesellschaftlichen Welt.9 Es existiert also eine Grenze, die mehr oder weniger bewusst überschritten werden muss, um in den Bereich der Heterotopien zu gelangen. Doch wieso schafft sich die Gesellschaft überhaupt solche Räume, schließlich „stellen [sie, K. L.] alle anderen Räume in Frage“10? In der Frage liegt hier bereits die Antwort, denn die Gesellschaft beruht auf Konventionen, Gesetzen und Regeln, die offiziell und ungeschrieben das gemeinsame Miteinander bestimmen und ordnen. Sobald aber etwas diesen Konventionen nicht entspricht oder sie in einem gewissen Maß überschreitet, muss sich die Gesellschaft damit auseinandersetzen. Diese Auseinandersetzung wird dann in die Heterotopien, in die gesellschaftlichen Gegenräume ausgelagert. Durch die Öffnungs- und Abschließungssysteme ist klar, wann man sich in einer Heterotopie aufhält, und dass hier nun andere Dinge verhandelt werden (können). Ich bin der Meinung, dass die foucaultsche Heterotopie-Konzeption aus ihrer physischen Bindung gelöst werden kann, um auch auf nicht materielle Abweichungen von der gesellschaftlichen Norm übertragen werden zu können. Konkret meine ich gedankliche Heterotopien. Der wahrhaft erwogene Suizid ist eine solche Abweichung von der allseits akzeptierten Norm, und als nicht räumlich fassbares Phänomen erfüllt er trotzdem alle von Foucault gesetzten Kriterien:

Das erste Kriterium betrifft Verhalten und das ihm vorausgehende Denken an sich. Wie bei gesellschaftlichen Orten, so lassen sich auch im gedanklichen Raum immer Abweichungen von der Norm der Gesellschaft feststellen. Diese widersprechen ihr diametral und sind doch notwendiger Teil dieser Gesellschaft. Trotzdem und gerade deswegen werden sie von der Gesellschaft an ihre Ränder gedrückt, d.h. gemeinschaftlich verdrängt.

Ebenso universell trifft auch das zweite Kriterium abweichendes Denken an sich, denn es unterliegt gesellschaftlich nicht festgeschriebenen Setzungen was als abweichend beziehungsweise normal anerkannt wird. Demnach kann sich immer wieder ändern, was als gedankliche Heterotopie erkannt wird.

Für die letzten drei Kriterien möchte ich mich von allgemeinem heterotopischen Gedanken abwenden und die Selbsttötung speziell in den Blick nehmen. Das Kriterium der Vereinigung unvereinbarer Räume wird vom Suizid in Hinblick auf die Freiheit erfüllt. Der Suizid ist ein genuin menschliches Vermögen. Montaigne schreibt dazu: „Fehlt am Leben die Freiheit zu sterben, wird es zur Fron.“11 Das heißt, dass das menschliche Leben und die Freiheit (zumindest über diese letzte Tat) sich notwendig bedingen. Ohne die Möglichkeit des freien Sterbens würde das Leben zum Zwang. Die Freiheit zum Suizid, die der menschlichen Spezies zugeschrieben werden kann, geht allerdings Hand in Hand mit der Unfreiheit. Entweder wird das Selbst, welches von Jaspers als dasjenige bezeichnet wird das das Selbst vernichtet, unfrei in sich – zum Beispiel durch ein Nervenleiden oder eine andere Krankheit – und vernichtet sich deshalb, oder die Nicht-Freiheit beginnt nach dem freien Sprung. Jean Améry schreibt über diesen Moment: „Tatsächlich […] steht der Mensch vor dem Absprung gleichsam noch mit einem Bein in der Logik des Lebens, mit dem anderen aber in der widerlogischen Logik des Todes.“12 Und diese „erlaubt keinen anderen Schluss als nur den einen, immer und immer wieder: nichts ist gleich nicht, […] reine Negation, verfluchte Unausdenklichkeit.“13 So vereinigt der Suizid in sich die extremen Pole des menschlichen Lebens: Absolute Freiheit und ebenso absolute Negation der gleichen!

Die räumlichen Heterotopien Foucaults beziehen sich auf zeitliche (Ab-)Brüche oder auf ewigkeitsorientierte Phänomene. Die Selbsttötung, als Beendigung des eigenen Lebens, das heißt als Beendigung der eigenen Zeit und der eigenen Zeiterfahrung, betrifft den gleichen Punkt. Die Menschheit als Gattung ist in größere zeitliche Kreise eingebunden als ihre einzelnen Vertrerter:innen, aber ewig bevölkert sie die Erde auch noch nicht. Die individuelle Zeiterfahrung ist demnach der Inhalt eines jeden Lebens und hat mit dem Tod eine harte Grenze. Albert Camus betont in Der Mythos des Sisyphos, dass die Selbsttötung bisher immer als soziales Phänomen dargestellt wurde,14 aber es kann genauso gut als Problem einzelner Menschen betrachtet werden. Und wenn der Suizid als Thema für das einzelne Leben betrachtet wird, so gilt: „Zwanzig Jahre Leben und Erfahrung lassen sich nie mehr ersetzen.“15 Der Suizid bedeutet also einen zeitlichen Abbruch des Lebens, der mit nichts wieder aufgewogen werden könnte. Die Handlung ist final und unumkehrbar. Sowohl für das einzelne Leben, welches beendet wird, als auch (wenn der Blick doch wieder auf das soziale Phänomen gerichtet wird) für alle Betroffenen aus dem näheren Umkreis, die ebenso zukünftige Lebenszeit mit diesem anderen Menschen verlieren.

Der letzte Grundsatz Foucaults ist das System der Öffnung und Abschließung der Heterotopien gegenüber den anderen Räumen einer Gesellschaft. Dieses System variiert bei Foucault stark, je nach der gewählten Heterotopie. Das Gefängnis z.B. wird mit Zwang zum neuen Aufenthaltsort seiner Bewohner:innen, andere Orte sind hingegen vollkommen offen für jeden. Die Heterotopie der Selbsttötung ist in ihrem Zugangsmechanismus zweigeteilt. Auf der einen Seite ist es allen möglich sie zu betreten, da jeder grundsätzlich die Möglichkeit des Suizids hat. Zugang zur Heterotopie eröffnet aber nur das wahrhaftige Erwägen des Suizids.16 Denn nur wer sich ernsthaft mit dem Suizid als mögliches Lebensende befasst, kann von der Gesellschaft auch in die Heterotopie, also an den Rand eben dieser Gesellschaft, geschoben werden.

Heterotopie und Tabu – zwei Seiten der gleichen Medaille

Es wurde nun deutlich gemacht, dass die Gesellschaft ihre Gegenteile gedanklich ausgliedern kann, ohne sie vollkommen aus sich zu verbannen. Die gedankliche Heterotopie manifestiert sich demnach nicht wie die örtliche Heterotopie Foucaults in der Welt, sie ist das immaterielle Erleben der Betroffenen des gesellschaftlichen Tabus. Dieses Verhältnis zwischen Heterotopie und Tabu muss nun näher untersucht werden, um die Unterschiede deutlich zu Tage treten zu lassen. Wedler beschreibt die Entstehung des Suizid-Tabus wie folgt:

„Meist vermeidet [der Mensch, K. L.] allerdings, darüber zu sprechen: um von anderen nicht als krank oder verrückt abgestempelt zu werden, um sich nicht allzu sehr in eine Möglichkeit zu vertiefen, von der wohl jeder hofft, dass sie niemals zur Wirklichkeit werden wird. So entsteht ein Tabu.“17

Dieser Tabu-Begriff ist alltäglich. Er bezeichnet ein gesellschaftliches Verbot, welches, ohne irgendwo festgeschrieben zu sein, von allen Mitgliedern aufgrund stillschweigender Übereinkunft praktiziert wird. Wedler behauptet dessen Ursprung im mangelnden Sprechen über den Suizid, wodurch er aus den Augen der Öffentlichkeit verschwände und zum Tabu werden könne. Mit Sigmund Freud passiert bei der Tabuisierung allerdings noch mehr. Er übersetzt das ursprünglich polynesisches Wort Tabu zweifach: Zum einen mit heilig und geweiht, und zum anderen mit unheimlich, gefährlich, verboten und unrein.18 Diese Ambivalenz ist darauf zurückzuführen, dass der Ursprung des Tabus auf das ihm innige Berührungsverbot zurückgeht, denn sowohl das Heilige als auch das Unreine dürfen nicht berührt werden.19 Diese Tabubeschränkungen stamme allerdings nicht aus religiösen oder moralischen Verboten, d. h. sie sind nicht auf Gottheiten oder Moralverbote zurückzuführen, da ihnen dazu jegliche systematische Einordnung fehle. Vielmehr verböten sie sich eigentlich von selbst, aufgrund des ihnen innewohnenden Manas, einer geheimnisvollen und mythischen Kraft.20 Setzen wir Freud und Wedler nun in Beziehung. Demnach ist das Tabu das kollektive Schweigen über etwas, das von der Gesellschaft aus vorreligiösen und vormoralischen Gründen mit einem Berührungsverbot belegt wurde. Dabei ist es irrelevant, ob das Verbot aufgrund von Heiligkeit oder Unreinheit entstand, wichtig ist, dass es besteht! Das von Wedler geschilderte Phänomen ist demnach nicht die Entstehung eines Tabus, sondern die Entstehung und Manifestation der Heterotopie. Das Suizid-Tabu ist davon zu trennen, obwohl beide (Heterotopie und Tabu) ähnliche Wirkungen haben. Die Heterotopie ist die gesellschaftliche und kollektive Entrücken ihrer Mitglieder an ihren Rand, aufgrund nicht konformer Gedanken und Tatabsichten. Das Tabu geht allerdings nicht primär auf die Überlegungen einzelner Mitglieder der Gesellschaft, sondern betrifft hauptsächlich ihre Handlungen. Demnach ist ein Unterschied zu machen zwischen denjenigen die in der Heterotopie sind, da sie es erwägen sich selbst zu töten, und sich aufgrund dieser Gedanken von der Gesellschaft exkludiert fühlen, und denjenigen die tatsächlich die Tat vollziehen und damit das Suizid-Tabu brechen, ungeachtet, ob sie die Tat überleben oder nicht. Wedlers Ansicht, dass das Tabu dem Schweigen über dieses Thema entspringe, entbehrt allerdings nicht vollkommen aller Wahrheit, es muss bloß unter anderen Vorzeichen betrachtet werden. Die Tabuisierung der Tat wirkt nämlich in den gesellschaftlichen Umgang zurück, denn sie ist mit Freud nicht nur eine stillschweigende Übereinkunft der Gesellschaft, sondern mythisch-religiöses Verbot der Berührung heiliger oder unreiner Dinge. Darum wiegt das Tabu des Suizids auf dem hetertopen Geist des Individuums umso schwerer und verstärkt die Heterotopisierung. Sie ist der gesellschaftliche Mechanismus, um den Tabubruch zu vermeiden. So verstärkt eine intensivere Heterotopisierung wiederum die Tabuisierung und so wird die Selbsttötung zu einem unanfasslichen Thema, welches nur mit Mühe in der Öffentlichkeit stattfinden kann.

Freud schreibt außerdem zum Tabu: Derjenige „Mensch, der ein Tabu übertreten hat, wird selbst tabu, weil er die gefährliche Eignung hat, andere zu versuchen, daß sie seinem Beispiel folgen.“21 Damit soll nicht behauptet werden, dass der Suizid einer Person eine positive Wirkung auf die Angehörigen hat, im Gegenteil: „For every suicide there are many more people who attempt suicide every year. A prior suicide attempt is the single most important risk factor for suicide in the general population.”22 Ein Suizid stürzt Angehörige in tiefe Krisen, nicht zuletzt, weil „nicht ein einziger Beweggrund das Ereignis begreiflich macht. Immer bleibt zuletzt ein Geheimnis.“23 In diesem Geheimnis liegt das Problem der philosophischen Betrachtung des individuellen Suizids. Laut Freud ist er tabu, da er eine soziale Gefahr ist und deswegen muss der Tabubruch auch von allen gesellschaftlichen Mitgliedern gestraft werden.24 Die Strafe ist die Verachtung derjenigen die es wagen sich dem Tabu zu nähern. Entweder werden sie selbst tabu – was die christliche Religion noch bis ins 20. Jahrhundert praktizierte, indem Suizidanten z.B. das kirchliche Begräbnis verweigert wurde25 – oder sie werden zuvor in die Heterotopie geschoben und so aus der Gesellschaft exkludiert. Diese Exklusion ist dabei nicht so explizit wie die nichtkirchliche Bestattung, sie ist implizit und wird hauptsächlich von denjenigen gespürt die diese gedankliche Heterotopie bevölkern. Dieser Argumentation folgend, müsste Suizid in allen Gesellschaften eine negative Konnotation aufweisen, da das Tabu in allen Gesellschaften eine soziale Gefahr birgt. Es gilt also zu überprüfen, ob die Tabuisierung universell und notwendig zur menschlichen Gemeinschaft dazugehört, oder nicht doch gesellschaftsabhängig und damit kontingent ist.

Die Universalität des Tabus

Hans Wedler verweist, im Zuge eines historischen und globalen Überblicks der unterschiedlichen Suizidrezeptionen, auf Japan. Dort sei die Suizidalität traditionell sehr hoch und der Suizid darüber hinaus keine Sünde, und wäre dies auch nie gewesen. Der Tod werde vor dem religiösen Hintergrund nicht als Katastrophe, sondern mit Gelassenheit gesehen. Allgemein wäre er keine nationale oder soziale Angelegenheit, sondern ein persönliches Problem.26 So wie es bei Wedler geschildert wird, kann in Japan nicht von einem Tabu im freudschen Sinne gesprochen werden, laut dem das Tabu sich quasi selbst setzt und nicht auf moralische oder Göttliche Ratschlüsse zurückzuführen ist. Genauso könnte auch die Selbsttötung Catos, nach seiner politischen Niederlage gegen Caesar27 – das wohl beliebteste Beispiel eines guten Suizids in der westlichen Geschichte – ein Argument gegen das universelle, gesellschaftliche Tabu des Suizids sein. Aber lässt sich aus positiv bewerteten, oder sündhaften Suiziden die Konsequenz ziehen, dass ihnen keine negative Konnotation oder Tabuisierung entgegengebracht wird?

Werfen wir zuerst den näheren Blick auf die japanische Suizidtradition. Am berühmtesten ist „das Harakiri, ein Suizid, um die eigene Ehre zu retten und vor Schande zu bewahren. Bis in die Gegenwart wiederholen sich in Japan Suizide aus Scham über ein Scheitern, ein Versagen, und um die Ehre wiederherzustellen.“28 Demnach hat der Suizid hier ein klares Ziel, er soll die Ehre wiederherstellen oder bewahren. Der Suizid ist demnach nicht bloßes Beenden des Lebens, sondern er erfüllt einen gesellschaftlich akzeptierten Zweck. Der antike Suizid des Cato ist ähnlich. Mit Georg Büchner beschreibt Bormuth: „[Catos, K. L.] freiwilliges Sterben bezeugt die republikanische Gesinnung der Freiheit, d. h. eher zu sterben, als sich unter das Joch eines Tyrannen zu beugen.“29 Auch hier ist der Suizid einem gesellschaftlich akzeptierten Ziel gewidmet, nämlich die Bewahrung der Freiheit. Und trotzdem, darauf verweist Bormuth explizit, ist auch dieser – anscheinend gesellschaftlich gebilligte Suizid – nicht ohne Widerspruch, denn der Arzt, die Freunde und Verwandten Catos versuchen ihn vom Suizid abzuhalten. Und das, obwohl sie vorher eine philosophische Debatte über den Suizid führten, in welcher Cato die Legitimität seiner Entscheidung darlegte. Außerdem las Cato laut Plutarchs Schilderung Platons Phaidon zwei Mal, um sich darüber hinaus in der Rechtmäßigkeit seiner Entscheidung zu bestätigen, um jeglichen Verdacht der Willkür mithilfe der sokratischen Argumentation abzuschütteln.30

Aus diesen beiden Beispielen wird ersichtlich, dass der Suizid nicht universell und in allen Gesellschaften einem vollkommenen Tabu unterliegt. Allerdings ist der akzeptierte Suizid, wenn man ihn denn so nennen möchte, immer mit einem Rechtfertigungsdruck vor der übrigen Gesellschaft verbunden. Catos Suizid, welcher in weiten Teilen der Geschichte anerkannt zu sein scheint, wurde von den Nahestehenden Catos zu verhindern gesucht. Und auch in Japan wäre zu klären, wie genau ein Suizid aufgenommen wird, der nicht zur Wiederherstellung oder Erhaltung der eigenen Ehre dient.31 So wird deutlich, dass der Suizid, auch wenn er teilweise akzeptiert wird, trotzdem nie nur positiv aufgenommen wird. Das Tabu des Suizids ist nicht universell, die Akzeptanz aber genauso wenig! Es muss in diesem Zusammenhang auch auf die heutige Gesellschaft des Westens verwiesen werden, in der eine intensive Debatte über die Sterbehilfe und den Suizid im Alter stattfindet. Dabei ist die grundlegende Frage, mit welcher Rechtfertigung müssen Suizident:innen argumentieren, damit ihr Wunsch von der Gesellschaft akzeptiert wird. Montaigne schließt seinen Essay über einen Brauch auf der Insel Kato mit solch einer möglichen Rechtfertigung: „Unerträglicher Schmerz und die Befürchtung eines schlimmeren Todes scheinen mir die verzeihlichsten Beweggründe für die Selbstentleibung zu sein.“32 Und sogar hier wird die Rechtfertigung noch eingeschränkt, denn es wird nicht von verzeihlichen Gründen gesprochen, sondern „den verzeihlichsten“, was immer noch die Sündhaftigkeit des Suizids impliziert, welche in der christlichen Tradition erstmals von Augustinus stark gemacht wurde.

Die Selbsttötung in der Antike und im Christentum

Bevor Augustinus das Suizidverbot 412 n. Chr. in seinem Gottesstaat stark machte, wurde in der christlichen Gemeinde eher die Weltflucht gepredigt. Sie orientierte sich an der Passion Christi und dementsprechend genoss der willentliche Sturz ins Martyrium ein hohes Ansehen, um die Freiheit von den irdischen Gütern, um des himmlischen Gutes willen zu demonstrieren. Augustinus verkehrte die Rolle des freiwilligen Inkaufnehmen des Todes. Nach ihm ging es nicht mehr darum den Tod als Weltflucht zu wählen, sondern das Leben zum Wohle der staatlichen Gemeinschaft sollte gewählt werden. Die Christen wären – mit dem befreienden Jenseits vor Augen – in der Lage sich vom diesseitigen Scham- und Ehrgefühl zu lösen, während dieses für die heidnischen Römer nicht möglich war. Augustinus machte die Christen so zu den idealen Staatsbürgern, da sie die Fähigkeit besäßen im gottesfürchtigen Leiden eine Selbst- und Weltbeherrschung auszuüben.33 Seine Argumentation umfasst dabei mehrere Ebenen: Zum einen die Bibel selbst, genauer das fünfte Gebot: „Du sollst nicht töten“, woraus Augustinus schließt, dass auch das Töten des Selbst ein Mord und damit ein Unrecht sei.34 Außerdem erklärt er diejenigen für nicht sündig, die in die Sünden die mit ihnen getrieben wurden, nicht eingewilligt haben, denn „die Heiligkeit des Leibes und Geistes [beruht, K. L.] allein auf der göttlich unterstützten Willenskraft […] und Keuschheit [ist, K. L.] ein Gut […], das dem Geist wider seinen Willen nicht geraubt werden kann.“35 Zu guter Letzt muss aber mit Bormuth darauf verwiesen werden, dass die augustinische Argumentation auf derjenigen der Antike beruht. Augustinus nahm ihre Vorbehalte gegenüber dem Suizid auf und verstärkte sie für seine Bedürfnisse. Sokrates wurde von den Athenern zum Tode durch Suizid verurteilt. Der Philosoph hätte diesem Todesurteil entfliehen können, tat es aber nicht, sondern akzeptierte seinen Tod. Sein Suizid sei kein willkürlicher Individualismus, sondern eine schicksalshafte Situation, die durch den Ratschluss der Athener bewirkt wurde. Nur diese Verheißung des Schicksals, im Jenseits, wenn sich Leib und Seele getrennt hätten, die höhere Welt der Ideen zu erwarten und deshalb den Tod nicht zu fürchten, rechtfertigte den Suizid des Sokrates.36 Platon spricht sich, seinem Lehrer in der Meinung folgend, auch gegen den Suizid aus, indem er ihn als Gewalt gegen das göttliche Schicksal deutet.37 Aristoteles verurteilt den Suizid schlussendlich als Verbrechen an der Gemeinschaft, da diese sich um die Erziehung und das Aufwachsen des Einzelnen kümmere und dementsprechend auch erwarten dürfe, dass man sich später auch für das Fortleben der Gemeinschaft einsetze.38 Von Sokrates und Platon übernimmt Augustinus das schicksalshafte Leben und Sterben, welchem nicht eigenmächtig vorgegriffen werden dürfe. Nur dann sei der Weg nach dem Tod sorgenfrei, da ansonsten gegen das 5. Gebot verstoßen würde. Die Meinung des Aristoteles wird in ihrem Kern übernommen, aber Augustinus entschärft sie. Der Suizid ist hier kein Verbrechen gegen die Gemeinschaft, sondern es ist lediglich besser für die Gemeinschaft zu leben, da die nicht gewollten Sünden die Reinheit der Seele nicht beschädigen können. Augustinus erklärte so den Suizid als Sünde und die aristotelische Betrachtung des Suizids als gesellschaftliches Verbrechen gegen die Gemeinschaft, wurde der Sünde noch zusätzlich angehängt.

Die Ausnahmen vom Suizidverbot

Das also ist der Ursprung der christlichen und damit auch der westlichen Tradition im Umgang mit dem Suizid. Er scheint demnach schon seit den antiken Griechen einer gesellschaftlichen Tabu- und Heterotopisierung zu unterliegen. Allerdings nicht immer mit der gleichen Intensität die das christliche, d. h. augustinische Suizidverbot mit der Versündigung der Selbsttötung geschaffen haben. Und auch in diesem strengen Rahmen wurden Ausnahmen vom Verbot erlaubt. Jedoch waren damals wie heute gewichtige Gründe die Voraussetzung, um einen Suizid als gerechtfertigt zu betrachten und von jeglicher Willkür zu befreien. Auch Augustinus, der den Suizid nahezu grundsätzlich als Sünde erklärte, tat dies: „Die Fälle also nehmen wir aus, in denen entweder im allgemeinen ein gerechtes Gesetz, oder Gott, der Quelle aller Gerechtigkeit, im besonderen zu töten befiehlt.“39 Daraus folgt, dass die Selbsttötung nur in gewissen Momenten gesellschaftliche Billigung erfährt. So zum Beispiel die Selbsttötung des Sokrates, als Schicksalsentscheidung, oder Catos Suizid als Erfüllung seiner römischen Gesinnung. Augustinus billigt Catos Suizid jedoch nicht,40 andere Persönlichkeiten der Geschichte, wie Georg Büchner z. B.,41 schon. Montaigne weist darauf hin, dass ein Suizid, um den Schmerz zu vermeiden, der wohl verzeihlichste sei. Er führt aber zuvor auch Plinius an, der den gerechtfertigten Suizid bei Krankheit auf nur drei Krankheiten einschränke. Dabei seien Nierensteine die quälendste Krankheit, gefolgt von Magenkrämpfen und Kopfschmerzen.42 Die Debatte darüber was nun krank genug bedeutet, um deswegen sein Heil in der Lebensflucht zu suchen, hat sich also zwischen dem 1. Jahrhundert n. Chr. und Michel de Montaignes Essays aus dem 16. Jahrhundert verbreitert. Es wurden nicht länger nur einzelne Krankheiten als Rechtfertigung anerkannt, sondern allgemein Krankheiten, die unerträgliche Schmerzen und einen schlimmen Tod bedeuteten, galten als akzeptabler Grund für einen Suizid.

Heute hat sich die Debatte diesbezüglich geändert, da der Begriff der Krankheit eine immer größere Rolle in der gesellschaftlichen Suiziddiskussion eingenommen hat. Bormuth weist nach, dass in der westlichen Gesellschaft das kirchlich und staatlich sanktionierte Suizidverbot durch die immer stärker in den Vordergrund rückende Gewissensfreiheit der Individuen aufgelöst wurde.43 Doch damit wird weder die Tabuisierung noch die Heterotopisierung aufgehoben, denn in der immer meinungsstärkeren Naturwissenschaft, in Form der naturwissenschaftlichen Geistesmedizin, tragen sich die alten Ideen weiterhin fort. Anders ausgedrückt: Die kirchliche Sünde des Suizids wurde säkularisiert und wirkt als Normvorstellung in der Wissenschaft weiter.

„Das empirische Problem, ob die Entscheidung zum Selbstmord auch kompetent, d.h. ohne psychische Einengungen zustande gekommen sei, eröffnet eine alternative Möglichkeit, die in antiken, christlichen absolutistischen und aufgeklärten Gesellschaften gleichermaßen erwünschte Zuverlässigkeit des Individuums weiterhin normativ zu kontrollieren. […] Die empirische zu lösende Frage, ob die Entscheidung eines Menschen tatsächlich eine ‚kompetente‘ ist, rückt damit ins Zentrum des Interesses. […] Die philosophischen und religiösen Vorbehalte finden im Sinne einer umfassenden Säkularisierung in den wissenschaftlichen Vorstellungen neue Gestalt, um weiterhin gewährleisten zu können, dass der Einzelne als berechenbares Glied der Gesellschaft lebt.“44

Wenn man sich heute also in der Suizid-Heterotopie befindet, ist man mit zwei Fragen zur eigenen Gesundheit konfrontiert. Zum einen: „Bist du krank genug, als dass dein Suizid gesellschaftlich gerechtfertigt wäre?“ Anders gefragt: Übersteigt dein Leiden deinen Lebenswunsch in ausreichendem Maß? Zum anderen: „Bist du zu krank, als dass dein Suizidwunsch noch deine eigene Entscheidung sein kann?“ Anders gefragt: Vernichtet dein Leiden deine Fähigkeit frei zu entscheiden, was du möchtest? Natürlich sind diese Fragen polemisch zugespitzt. Es wäre gar nicht anders möglich als mit einer polemischen Zuspitzung das breite Feld des individuellen Suizids und dessen gesellschaftlicher Betrachtung in den Blick zu nehmen, denn letztendlich ist der Suizid immer ein ganz persönliches Thema, welches jeden Menschen in seinem eigenen Herzen umtreibt, und trotzdem ist die Verquickung des Individuums mit der umgebenden Gesellschaft nicht aufzulösen. Diese polemischen Fragen verdeutlichen jedoch, in welch einer prekären Situation sich Menschen befinden, die sich mit ihrem eigenen, selbstbestimmten Ableben auseinandersetzen. Sie wandeln auf einem schmalen Grat zwischen zu krank und nicht krank genug.

Bezogen auf die Fragestellung dieses Essays „Wieso ist die Selbsttötung in der Mehrheitsgesellschaft negativ konnotiert?“ haben wir mit Matthias Bormuth eine mögliche Antwort gefunden: Es muss gewährleistet werden, dass der Einzelne weiterhin in der Gesellschaft als verlässliches und berechenbares Glied funktioniert. Bormuth fasst damit die vorgebrachten Argumente gegen den Suizid in einer wesentlichen Sentenz zusammen. Im Rückblick auf das freudsche Tabu erscheint das auch als nachvollziehbarste Antwort, denn die Selbsttötung eines Teils der Gesellschaft erodiert alle angrenzenden Teile, wie die nüchternen Zahlen der WHO belegen. Demnach wäre das Verbannen aller ernsthaften Gedanken in die geistige Heterotopie – oder gar räumliche Heterotopie im foucaultschen Sinne, denn nichts anders ist das Krankenhaus oder gar die Psychiatrie – ein Selbsterhaltungsmechanismus der Gesellschaft. Dieser Gedanke hat viel für sich, allerdings entspricht er Camus Feststellung, dass der Suizid bisher immer nur als soziales Phänomen betrachtet wurde.45

Der Suizid als persönliches Problem

Rufen wir uns die freudsche Konzeption des Tabus in Erinnerung. Laut ihr ist das Tabu ein sich quasi selbstverbietendes Unantastbares. Abstrahieren wir nun das einzelne Leben von den gesellschaftlichen Konventionen und Regeln und fragen uns: Wieso erkennt das Individuum das Suizid-Tabu an? Laut Freud hat das Tabu seine Quelle in einer eigentümlichen Zauberkraft, dem Mana, sie ist dafür verantwortlich, dass bei Übertretung des Tabus, d.h. bei Berührung, eine unheilvolle Wirkung freigesetzt wird.46 Und was gibt es Unheilvolleres als den eigenen Tod? Er ist eine Herausforderung an das Leben, da er dessen Ende bedeutet. Die Wahl des Suizids ist eine endgültige zwischen Leben und Tod, zwischen allem Bekanntem und dem radikal Unbekanntem und kann deshalb überhaupt erst ein genuines Unbehagen auslösen. Dieses Unbehagen der freien Entscheidung für das eigene Ende, das eigene Beenden des Bekannten, rührt an der eigene Existenz. Es ist der menschliche Kern der Existenz der hier angesprochen wird, da in dem Moment des Sprungs in den Tod, Leben in seiner äußersten und freisten Form aufleuchten kann, nur um im nächsten Moment für immer zu erlöschen. Was also zur Wahl steht, ist der Wert des eigene Lebens, und der Nicht-Wert bei seiner Beendigung. Mit Amérys Todes-Logik kann nicht vom Wert der Beendigung, also vom Tode her argumentiert werden, da in ihm immer nur nichts gleich nicht ist.47 Die Argumentation muss also vom Leben her kommen. Es muss beantwortet werden, was dem Leben Wert gibt, um beantworten zu können, wieso es tabu ist, diesen Wert zu negieren. Die Religionen dieser Welt, die Philosophien verschiedenster Denker:innen versuchten den Wert universell festzulegen, aber kann er universell sein? Die Antwort darauf ist eine doppelte: Zum einen ist der Wert natürlich universell, denn jedes Menschenleben hat diesen Wert in sich, er ist notwendiger Teil des Lebens. Zum anderen ist der Wert individuell. Es ist der Wert eines jeden einzelnen Lebens und er liegt im Lebenssinn begründet. Für das unendlich wertvolle Leben gibt der Sinn dem Wert des Lebens nichts hinzu, da es für sich bereits unveräußerlich ist! Jedoch gibt der Sinn dem individuellen Leben ein ganz eigenes Wozu. Zwar kann das Wozu, das ich meinem Leben zuschreibe mit populären Meinungen übereinstimmen, aber es bleibt trotzdem individueller Sinn und damit auch individueller Wert, den man sich in dieser Welt selbst gibt. Somit hat jedes Menschenleben einen doppelten Wert, den universellen und den individuellen. Der universelle Wert kann in der persönlichen, nicht das gesellschaftliche Phänomen betrachtenden Fragestellung nach dem Unbehagen gegenüber dem Suizid keine Rolle spielen, denn mit dem universellen Wert ist es eindeutig gegeben, dass ein Beenden des Lebens nicht geschehen darf. Trotzdem ist der Suizid eine menschliche Möglichkeit (die regelmäßig wahrgenommen wird) und daher bleibt der Selbstzweck des Lebens im Rahmen des Suizids leere Form. Der Blick muss auf den sinnvermittelten Wert gelegt werden, denn nur er kann, im Zusammenhang mit der Beendigung des eigenen Lebens, mit dem Negieren des individuellen Wertes, das Unbehagen gegenüber dem Suizid erklären, da nur dieser eigene Wert des Lebens es überhaupt lebenswert machen kann. So kann mit Kant dem Leben ein unendlich großer Wert als Selbstzweck verliehen48 und gleichzeitig mit Camus dem Leben ein objektiver Wert ab- und ein subjektiver zuerkannt werden.49 Das Leben wird von Camus als absurdes Unterfangen beschrieben, als ein Leben, in dem nicht auf metaphysische Sinnhaftigkeit gehofft werden kann.50 Was bleibt demnach, um das Leben überhaupt noch leben zu wollen? Die persönliche diesseitige Sinnstiftung, welche nur im alltäglichen Sein, also dem täglichen Kampf gegen das absurde Leben stecken kann. Nur hier kann Leben Sinn und damit Wert erhalten, vor dessen Ende sich auch subjektiv gefürchtet werden kann. Die Möglichkeit des Suizids, als menschliches Vermögen das eigene Leben, den eigenen Wert zu verneinen, ist Teil unser Menschlichkeit. Es gehört zum Menschsein dazu, sich aus dem Leben nehmen zu können, genauso wie es zum Menschen gehört, sich selbst sinn- und wertvoll ins Leben setzen zu können. Es sind die beiden Seiten der Medaille des menschlichen Vermögens. Aus diesem Vermögen schöpft sich die Möglichkeit den Suizid subjektiv negativ oder positiv zu konnotieren. Allerdings lebt der Mensch in der Zeit, in einem immerwährenden Jetzt. Das was noch kommt ist nicht, und das was war, kommt nie mehr zurück. Wenn das Leben deshalb als einmalige Möglichkeit erkannt wird, dann erfährt der Suizid, als freiwilliges Beenden dieses Lebens, eine Abwertung gegenüber der Möglichkeit das Leben zu leben, sich selbst einen Sinn zu setzen und damit Selbstwert zu schaffen. So kann der eigene Suizid als Möglichkeit negativ konnotiert werden, da er die Absage an das Leben als Möglichkeit ist. Und diese subjektive Betrachtung des eigenen Lebens kann, da der Mensch nun mal ein gesellschaftliches Wesen ist, vom Selbst auf die anderen Mitglieder der eigenen Gesellschaft projiziert werden. Aus dieser Projektion folgt, dass die mögliche individuelle Ablehnung in ihrer Multiplikation zur Tabuisierung führt, welche den gesellschaftlichen Umgang mit dem Suizid als Ganzem bestimmt, was sich in der gedanklichen Heterotopisierung offenbart. Die Antwort auf die Frage: Wieso ist in der Gesellschaft der Suizid negativ konnotiert, beruht also auf der subjektiven Angst vor dem eigenen Abbruch des Erlebens. Der Wert des eigenen Lebens ist sein je eigenes Erleben und dieses erkennt jedes Mitglied der Gesellschaft in allen anderen je einzeln wieder.

Die Möglichkeit das Leben zu wählen

Nehmen wir also in den Blick, was wir, auf der Suche nach der Antwort, weshalb der Suizid in der gesellschaftlichen Meinung negativ konnotiert ist, aufgetan haben. Wir begannen unseren Bogen beim gesellschaftlichen Umgang mit dem Suizid zu spannen und fanden heraus, dass der Umgang grundsätzlich auf das Tabu des Suizids, als vormoralisches und vorreligiöses Verbot, zurückzuführen sei. Aus diesem Tabu als gesellschaftlichem Umgang mit der Thematik der Selbsttötung, erwachsen allerhand Strategien, wie im Einzelfall mit der Suizidalität umzugehen sei. Grundlegend wurde der Suizid seit den antiken Philosophen abgelehnt. Das darauffolgende Christentum verstärkte das Verbot noch um seine Sündhaftigkeit vor Gott, aber trotzdem blieb die zugrundeliegende Absicht immer, die Gesellschaft vor dem Suizid ihrer Mitglieder zu bewahren. Die Heterotopie, das alltägliche Verschweigen des Themas, als Verbannung derjenigen die es ernsthaft erwägen an die Ränder der Gruppe, ist wohl die alltäglichste und deshalb auch normalste Reaktion auf das zugrundeliegende Tabu. Die Gesellschaft schützt sich selbst. Trotzdem erklärt das nicht, wieso das Tabu ursprünglich aufgestellt wurde. Wir haben zwar beschrieben wie das Tabu wirkt, es fehlt jedoch sein Ursprung. Dieser wurde im subjektiven Leben gesucht, denn auch wenn der Suizid immer die Gemeinschaft der Angehörigen betrifft, so bleibt es zuletzt immer eine Tat, die im Herzen des einzelnen Menschen stattfindet, egal wie groß die Involviertheit mit anderen Menschen ist. Weil es also letztendlich eine persönliche Tat ist, muss auf das persönliche Leben geblickt werden, um zu verstehen, wieso der Suizid eine negative Konnotation erfahren kann. Aus dem persönlichen Leben heraus wird die Wahl zwischen Leben oder Tod getroffen, und damit ist es eine Entscheidung zwischen der Achtung vor dem eigenen, selbstgesetzten Wert des Lebens, oder dessen Negierung. Dieser persönliche Wert, den das Leben durch leben gewinnt, ist das zugrundeliegende Moment des Zurückschreckens vor dem Suizid. Das Leben als erfahrbare Existenz, als erfahrbares Sein, ist alles was ein Mensch an sich hat, und es ist deswegen kostbar. Der Ursprung der negativen Konnotation des Suizids ist demnach auf das subjektive Bewerten des eigenen Lebenswertes zurückzubinden. Zum gesellschaftlichen Phänomen, zum universellen Tabu, wird es, weil die subjektive Bewertung dieses Lebens übertragbar ist. Das sich selbst als lebenswert erachtende Subjekt, findet den individuellen Wert des Lebens auch in anderen Subjekten und fürchtet deshalb das selbstgewählte Ende des anderen, als wäre es das eigene. Allerdings besteht die Gesellschaft nicht bloß aus Menschen, die ihr Leben als lebenswert erachten. Nicht alle Mitglieder der Gesellschaft finden in ihrem Leben einen eigenen, dauerhaften Sinn. Es ist daher die Pflicht der anderen zu berücksichtigen, dass der Suizid für manche Menschen eine veritable Möglichkeit ist. Der Suizid gehört zur menschlichen Existenz notwendig dazu. Die Erklärung des Suizids als Sünde, Krankheit oder als etwas Unnatürliches, und Heterotopisierung sowie Tabuisierung, legen einen Schleier über diesen Teil menschlichen Lebens. Für diejenigen in der Heterotopie, die von der Gesellschaft nicht gehört werden, für sie muss dieser Schleier gelüftet werden. Es gilt Suizid zu normalisieren, ohne ihn zu bagatellisieren. Der Mensch kann den Tod wählen – das ist was ihn zum Menschen macht – aber in dem Moment, in dem er mit dieser Entscheidung nicht heterotop und einsam ist, kann er auch das Leben wählen.

 


Literaturverzeichnis

Améry, Jean: Hand an sich legen – Diskurs über den Freitod. Stuttgart: Klett-Cotta, unb. Aufl. 1981 (1. Aufl. 1976). [Kurzbezeichnung: Améry: Hand an sich legen, 1981.]

Aristoteles: Nikmachische Ethik. Übersetzt und herausgegeben von Wolf, Ursula. Reinbek bei Hamburg: Rowohlt Taschenbuch Verlag, 4. Aufl. 2013.

Augustinus, Aurelius: Vom Gottesstaat (De civitate dei) – Buch 1 bis 10. Übersetzt von Thimme, Wilhelm. Eingeleitet und kommentiert von Andresen, Carl. München: Deutsche Taschenbuch Verlag, 1977. [Kurzbezeichnung: Augustinus: Vom Gottesstaat, 1977.]

Bormuth, Matthias: Ambivalenz der Freiheit – Suizidales Denken im 20. Jahrhundert. Göttingen: Wallstein Verlag, 2008. [Kurzbezeichnung: Bormuth: Ambivalenz der Freiheit, 2008.]

Camus, Albert: Der Mythos von Sisyphos. Übersetzt von Brenner, Hans Georg und Rasch, Wolfdietrich. Hamburg: Rowohlt Taschenbuch, unb. Aufl. 1983 (1. Aufl. 1959). [Kurzbezeichnung: Camus: Der Mythos von Sisyphos, 1983.]

Foucault, Michel: Die Heterotopien, in: Ders.: Die Heterotopien. Der utopische Körper. Zwei Radiovorträge. Übersetzt von Bischoff, Michael. Frankfurt a. M.: Suhrkamp, 2. Aufl. 2014 (1. Aufl. 2013). S. 7-22. [Kurzbezeichnung: Foucault: Die Heterotopien, 2014.]

Freud, Sigmund: Totem und Tabu [1912-1913], in: Ders.: Freud-Studienausgabe, Band 9, Fragen der Gesellschaft, Ursprünge der Religion. Hg. von Mitscherlich, Alexander; Richards, Angela; Strachey, James. Frankfurt a. M.: S. Fischer Verlag, 11. Aufl. 2013 (zuletzt korrigiert: 10. Aufl. 2009). S.287-444. [Kurzbezeichnung: Freud: Totem und Tabu, 2013.]

Jaspers, Karl: Existenzerhellung, in: Ders.: Philosophie, Band 2. Berlin: Julius Springer Verlag, 1932. [Kurzbezeichnung: Jaspers: Existenzerhellung, 1932.]

Kant: Immanuel: Grundlegung zur Metaphysik der Sitten. Hamburg: Felix Meiner Verlag, 2. Aufl. 2016.

De Montaigne, Michel: Ein Brauch auf der Insel Keos, in: Ders. Essays. Enzensberger, Hans Magnus (Hg.) und übersetzt von Stilett, Hans. Frankfurt a. M.: Eichborn Verlag 1998. S.172-180. [Kurzbezeichnung: Montaigne: Ein Brauch auf der Insel Keos, 1998.]

Platon: Nomoi, in: Ders.: Sämtliche Werke, Band 4 – Timaios, Kritias, Minos, Nomoi. Herausgegeben von Wolf, Ursula. Übersetzt von Müller, Hironymus. Reinbek bei Hamburg: Rowohlt Taschenbuch Verlag, 1994. S. 143-574.

Platon: Phaidon, in: Ders.: Sämtliche Werke, Band 2 – Lysis, Symposion, Phaidon, Kleitophon, Politeia, Phaidros. Herausgegeben von Wolf, Ursula. Übersetzt von Schleiermacher, Friedrich. Reinbek bei Hamburg: Rowohlt Taschenbuch Verlag, 34. Aufl. 2013. S. 103-184.

Wedler, Hans: Suizid kontrovers – Wahrnehmungen in Medizin und Gesellschaf, in: Horizonte der Psychiatrie und Psychotherapie – Karl Jasper Bibliothek. Hg. von Bormuth, Matthias; Heinz, Andreas und Jäger, Markus. Stuttgart: W. Kohlhammer, 2017. [Kurzbezeichnung: Wedler: Suizid kontrovers, 2017.]

  

Quellenverzeichnis     

 Taz.de: Autor unbekannt: Urteil des Bundesverfassungsgerichts – Sterbehilfe-Verbot ist nichtig. Veröffentlicht: 26.02.2021. Url: https://taz.de/Urteil-des-Bundesverfassungsgerichts/!5666846/ zugegriffen am: 28.04.2021.

Who.int: Autor unbekannt: Suicide. Veröffentlicht: 02.09.2019. Url: https://www.who.int/news-room/fact-sheets/detail/suicide zugegriffen am 02.05.2021.

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